Nach einer ruhigen Nacht und einem tollen blick aufs Tal
habe ich alles für die erste Wanderung fertig gemacht. Denn dieser Urlaub soll
ja ein Wanderurlaub werden.
Eigentlich war geplant von Schlinig zur Uina Schlucht zu
laufen. Nun stelle sich schon am Abend herraus, dass man auch von Watels, so
hieß der Ort, mit dem Sessellift hinauf fahren und von dort hinüber laufen
kann. Sicherheitshalber wurde morgens nochmal die Dame am Lift gefragt, ja das
würde gehen und wäre auch schöner als von Schlinig. Also wurde eine Liftkarte
für Berg- und Talfahrt gelöst. Die Jungs mussten nun also das erste Mal in
ihrem Leben Sessellift fahren. Zum Glück gab es nicht nur den üblichen Bügel
der das Hinausfallen verhindern soll, sondern auch noch eine Wetterschutzhaube.
Nach anfänglicher Skepsis haben alle drei das super gemacht!
Oben angekommen folgen wir Weg 8, recht steil den Berg
hinauf im Winter ist dies eine rote Skipiste. Auch hier gibt es bereits
spannende Dinge zu bewundern, einen Wolf und einen Bären, guuut, nicht
ganz lebendig und wohl zu einem Bogenschieß Parcours gehörend, finden
die Jungs sie trotzdem ganz gruselig!
Bereits nach kurzer Zeit biegt der Weg
links in einen kleinen Wald ab. Es war ein Winterwunderwald! Dieser Weg, naja
vielleicht auch eher Pfad, denn zu zweit nebeneinander gehen war definitiv
nicht möglich, schlängelt sich immer entlang des Hanges, mal auf mal abwärts.
Durch Wäldchen, bis die Baumgrenze überschritten ist dann an Wiesen und Geröll
entlang.
Immer den Schildern Richtung Sesvenna Hütte folgend wandern wir mit traumhaften Panorama. Nach einer kleinen Kupppe
sprintet der Fred plötzlich los, ich brüll ihn reflexartig an, er dreht um und
im nächsten Moment sehe ich sie, zwei Gämse! Großartig! Zum einen das der Fred
sofort kehrt gemacht hat und zum anderen diese tollen Tiere in ihrem Habitat zu
sehen. Leider sind sie hinterm nächsten Felsvorsprung verschwunden eh ich
meinen Fotoapparat Schuss bereit hatte.
Bereits zu dieser frühen Zeit stellte
ich fest das sich an meiner rechten Hacke eine Blase bildet. Also einmal Schuhe
und Socken aus und die bei Lidl gekauften Blasenpflaster aufgeklebt. Denn ich
stellte beim Socken wechsel fest, dass auch der Linke Hacken bereits gereizt
ist also bekommt auch sie ein Pflaster. Aber das Ziel, die Uina Schlucht ruft, also weiter geht’s. Die Sesvenna
Hütte bleibt links liegen und es geht auf die Schweizer Grenze zu.
Auf einem
Hochplateau pfeifen die ersten Murmeltiere und bald hört und sieht man sie
überall! Wie gut das die Jungs nicht wissen das Murmeltiere pfeifen, denn die
Gucken ein paarmal in den Himmel, finden dort nix spannendes und dann ist es erstmal egal.
Leider wird das Wetter immer schlechter. Morgens beim
losgehen war der Himmel noch strahlend blau, nun sind dunkle Wolken
aufgezogen. Das Hochplateau zieht sich,
und so richtig eben ist es auch nicht, es geht abwärts und mir schwant
ich muss
das später auch alles wieder hinauf. Allerdings sehen wir nun ständig
Murmeltiere und so ist auch Zeit ein paar von ihnen abzulichten.
Mittlerweile sind die Wolken noch dichter
geworden und der Wind hat zugenommen, das Fredchen friert, also kurze Pause.
Das Fredchen anziehen und selber nochmal Socken wechseln. Oh Schreck, die
Blasenpflaster haben nicht gehalten, dafür ist die Blase an der rechten Hacke
größer geworden und sogar offen und an der Linken hat sich auch eine gebildet
die schon offen ist, wo aber wenigstens die Haut noch drauf ist. Also neuer Versuch
mit normalen Pflastern und Zähne zusammen beißen, die Schlucht ist zum Greifen
nah!
Allerdings ist es auch schon ganz schön spät geworden, das Wetter meint es
auch nicht gut und die Füße, na von denen wollen wir gar nicht erst anfangen.
Also wird der Plan die Schlucht zu durchwandern umgeworfen und nur ein Blick
hinein geworfen und dann ziemlich flink umgedreht. Schade, es wäre bestimmt
sehr sehr beeindruckend gewesen, denn der Anfang war viel versprechend.
Das Wetter schlägt nun gänzlich um, es schneit!
Die Murmeltiere werden immer mutiger und die Fluchtdistanz kleiner, das führt
dazu, dass die Jungs nun wissen das Murmeltiere pfeifen eh sie los rennen.
Doof, nun muss ich nicht nur hingucken wo die Schmerzenden Füße hingesetzt werden,
sondern auch noch das die Jungs kein Murmeltier zum Abendessen mitnehmen! Der
Weg nimmt kein Ende und bei dem Wetter macht es auch plötzlich gar keinen Spaß
mehr, die Füße tun ihr übriges. Einzig die Hoffnung vor Liftschluss wieder an
der Bergstation zu sein um nicht auch noch die Strecke laufen zu müssen treibt
voran. Es gibt nur noch eine winzige Pause auf dem Rückweg um ein paar
Müsliriegel aus dem Rucksack zu fischen. Und dann heißt es laufen laufen laufen
und tatsächlich um 16:30 kommt die Liftstation in Sichtweite, geschafft! Völlig
fertig plummsen wir in den Sessellift. Der Fred schläft schon fast auf der
Fahrt ein auch den Fiete hält es nicht mehr auf den Pfoten.
Die Füße sehen nach 24 km und 800 Hm rauf und wieder runter
wirklich nicht gut aus! Aber geschafft ist geschafft!
Weil man sich Glück nicht herausfordern soll und sich zwei
Nächte bei Verbotsschildern immer schlecht machen geht es noch weiter. Eine Pizza in einem Restaurant an der Straße
und dann heißt es Nachtplatz suchen. Gar nicht so einfach auf dem Meraner Eck,
also tut es für die Nacht auch ein Parkplatz in einem kleinen Ort.
Was haben wir gelernt?
Nur weil Wandersteifel in der Ebene bereits über hundert km perfekt mit
den Füßen harmoniert haben, muss das in den Bergen noch lange nicht der
Fall sein!
Bis zum nächsten Mal...